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Kapitel 41            Elijah und Jenna – Band 1
Lehrstunde der Magie                   Das Ritual

    Hekates Kult war alt und reichte weit in die Vergangenheit zu-
rück, selbst die griechischen Gottheiten wirkten wie Neugeborene
neben ihr. Sie wurde als die einzige Freie unter den Titanen aufge-
zählt, die ihren Herrschaftsbereich und ihre Unabhängigkeit unter
Zeus weiterhin behielt. Und so mancher Neuplatoniker nannte sie
sogar die Weltenseele selbst.

    Elijah hatte viel über sie gelesen; in alten griechischen Schriften
wurde sie als Magna Mater, als die ‚große Mutter‘ verehrt, und selbst
Homer beschrieb sie als Helferin Demeters, die ihr die Tochter Per-
sephone wiederbrachte. Sie war neben Zeus, die einzige Gottheit, die
den Menschen jeden Wunsch erfüllen konnte und sie war die Pfle-
gerin aller Geschöpfe. Es gab bei ihr weder ein Gut, noch ein Böse.
Nur ein immerwährendes Gleichgewicht.

    Iliana erzählte ihm, durch Hekate wäre die Magie in die Welt
geflossen und in ihrem Namen wurde sie als Weiße, doch auch als
Schwarze Kunst gelehrt. Die Wesen des Lichts und der Sonne wären
ihr genauso vertraut und standen unter ihrem Schutz, wie die der
Dunkelheit und der Nacht.

    Auch als er 1380 wieder hierher kam, war es immer noch ein
heiliger Ort, allerdings mussten die Priesterinnen ihre magischen
Rituale viel verstohlener und im Geheimen abhalten, als zweihun-
dert Jahre zuvor, denn die Osmanen hielten sich, zu seiner
Überraschung, mit Übergriffen kaum noch zurück, obwohl der
Tempel unter den Sufis im Islam ebenso als heilig verehrt wurde. Al-
Ghazali, einer der Gründer des Sufismus, hatte die Priesterinnen
kurz vor seinem Tode 1111 hier besucht. Der Tempel galt eigentlich

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                      Eine Fanfiction von Katja Weber 2014
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